Nachgeholte Historisierung? Der Braunkohlenbergbau als Herausforderung für Geschichtswissenschaft und -vermittlung

Nachgeholte Historisierung? Der Braunkohlenbergbau als Herausforderung für Geschichtswissenschaft und -vermittlung

Organisatoren
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Halle an der Saale
Ort
hybrid (Halle an der Saale)
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.12.2021 - 03.12.2021
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Von
Ronja Kieffer, Historisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Während der Steinkohlenbergbau mit dem Ruhrgebiet einen festen Platz in der bundesdeutschen Erinnerungslandschaft hat, lassen sich der Braunkohlenbergbau und seine Geschichte nicht so leicht auf der Landkarte der kollektiven Erinnerung verorten. Wie eine „nachgeholte Historisierung“ des Braunkohlenbergbaus aussehen könnte, darüber wurde auf Einladung des Instituts für Landesgeschichte am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) interdisziplinär diskutiert. Im Zentrum stand dabei der Begriff der Industriekultur, an dem sich die Erinnerungen an den Bergbau zusammenfassen und artikulieren lassen, wie JAN KELLERSHOHN (Halle an der Saale) einführend feststellte. Dies allerdings nicht gerade unkritisch, denn der Begriff ruft mitunter ein gewisses Unbehagen bei jenen vor, die sich näher mit ihm befassen. Eine eher materialistisch orientierte Kritik richtet sich in erster Linie auf die Musealisierung industrieller Hinterlassenschaften rein zum Zweck der Ökonomisierung, bei der die Industriekultur lediglich als Standortfaktor begriffen wird, während etwa die Arbeit selbst keinen Platz findet. Aus erinnerungspolitischer Perspektive stellt sie zudem häufig ein selektives Identitätsversprechen dar. Aus diesem Problemaufriss folgten als zentrale Herausforderungen, die ihm Rahmen des Workshops diskutiert werden sollten, die Historisierung der Industriekultur sowie die Suche nach neuen Modi des Erinnerns und Erzählens. Um dabei der Gefahr der Essentialisierung und Reifizierung der Braunkohlenreviere entgegenzuwirken, sollte das Konzept der Transregionalität auf seine Funktionalität hin überprüft werden.

Gleich im ersten Vortrag erörterte FELICITAS KAHLE (Thurnau) den Mehrwert eines transregionalen Ansatzes für die Erforschung von Bergbaugebieten. Ausgehend vom Konzept des sozialen Raums als Produkt sozialer und kultureller Kommunikations- und Interaktionsprozesse, plädierte Kahle für einen offenen Raumbegriff, der aber die physisch-materielle Ebene nicht außer Acht lassen dürfe. Dies ermögliche einen Perspektivwechsel auf den Untersuchungsgegenstand und eine vertiefte Fokussierung auf Netzwerke sowie auf Austausch- und Aushandlungsprozesse, ohne dabei regionale Eigenlogiken aus dem Blick zu verlieren. Am Beispiel ihrer eigenen Forschung zum Bergbau am Fichtelberg in Sachsen zeigte Kahle, dass es sich bei Montanrevieren schon in vorindustriellen Zeiten keineswegs um geschlossene wirtschaftliche Einheiten, sondern vielmehr um komplex verflochtene Wirtschaftsräume handelte.

MARTIN BAUMERT (Bochum) erweiterte diese ersten raumtheoretischen Überlegungen um Fragen nach dem Umgang mit dem Raum im Hinblick auf die Folgen seiner bergbaulichen Nutzung. Seine Untersuchungen zur Rekultivierungsforschung in der Ulbricht-DDR zeigten, wie das Wissen um die Notwendigkeit von Rekultivierungsmaßnahmen in den ostdeutschen Braunkohlerevieren schon im ersten Nachkriegsjahrzehnt zur analytischen Erfassung von Landschaftsschäden und zur Erarbeitung von Rekultivierungsmethoden führte – zum, so Baumert, ersten Umweltmonitoring der Welt. Wenngleich es aufgrund von Spionagesorgen bald wieder abgebrochen wurde, so war dies doch der Auftakt für (auch grenzübergreifende) Forschungsnetzwerke zum Thema Rekultivierung sowie für deren Institutionalisierung und für die Entwicklung neuer Verfahren. Baumerts Erkenntnisse stützen die These einer Umweltbewegung „von oben“ in der Ära Ulbricht; die letzten Endes katastrophale ökologische Bilanz der DDR war demnach keinesfalls zwangsläufig, sondern vor allem eine Folge des politischen Umbruchs zur Ära Honecker am Beginn der 1970er-Jahre.

Auch im Westen gab es seit den späten 1940er-Jahren Rekultivierungsbestrebungen, wie CHRISTIAN MÖLLER (Düsseldorf) ausführte. Die Neuordnung des Braunkohlenabbaus in Nordrhein-Westfalen habe unter den besonderen Bedingungen der Nachkriegszeit stattgefunden, 1946 sei erstmals das Bemühen um eine systematische Lösung der Probleme des rheinischen Braunkohlentagebaus erkennbar gewesen. Als Ort der demokratischen Aushandlung hat Möller den Kölner Braunkohlenausschuss ausgemacht, der vor allem in den 1950er- und 60er-Jahren Ansprechpartner für Kommunen, Wirtschaft und Bevölkerung war. Der Ausschuss fungierte solange als „Arena der korporatistischen Demokratie“, wie bei allen Beteiligten Einigkeit über die energiepolitische Notwendigkeit des Braunkohleabbaus bestand. Als in den 1970er-Jahren dieser Konsens zerbrach, erwiesen sich die Mechanismen des demokratischen Korporatismus dann aber als zu unflexibel und es entstanden konkurrierende Aushandlungsarenen durch Umweltverbände und Bürgerinitiativen. Deren Zusammenarbeit und gemeinsamer Protest war es, der letztlich den Zäsurcharakter der 1970er-Jahre ausmachte, wobei es, wie Möller betonte, auch schon früher wirksame Formen von (Umwelt-)Protest gegeben hatte, etwa durch Eingaben, Briefe, Streitschriften und Zeitungsberichte.

Größere mediale Wirksamkeit erzielten freilich Bilder von brennenden Autos und Wasserwerfern, wie sie in den 1980er-Jahren in Wackersdorf aufgenommen wurden. Dass der Ort über seine Funktion als gesamtdeutscher Erinnerungsort hinaus eine größere Rolle in der deutschen Nachkriegsgeschichte spielte, zeigte BENEDIKT ERTL (Thurnau) in seinem Vortrag zum Wackersdorfer Braunkohlentagebergbau in den 1940er- und 50er-Jahren. War die Wirtschaftlichkeit der Grube zuvor noch infrage gestellt worden, trug die Wackersdorfer Kohle nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich zur Linderung der akuten Kohlennot bei und spielte so kurzfristig eine zentrale Rolle in der bayerischen Energiepolitik – eine Entwicklung, die Ertl zufolge durch historische Pfadabhängigkeiten begünstigt wurde und auf eine schon in den 1930er-Jahren geschaffene Ausgangslage zurückging. Der nach dem kurzfristigen Hoch einsetzende Bedeutungsverlust des Braunkohlentagebaus in der Oberpfalz spiegelt sich heute sowohl in der natürlichen als auch in der Erinnerungslandschaft wider: Ein bayerisches Bergbaumuseum gibt es ebenso wenig wie sich inzwischen noch landschaftliche Spuren des Tagebaus erkennen lassen.

Ganz anders stellt sich die Lage in den Lausitzer Bergbaufolgelandschaften dar. In dieser „erinnernden Landschaft“ ist der Braunkohlentagebau omnipräsent, seine Historisierung gestaltet sich aber nach wie vor schwierig, wie JENNY HAGEMANN (Cottbus) ausführte. Ihre kulturanthropologischen Forschungen zu sorbischen Traditionslinien in der Lausitz finden unter anderem im Rahmen des Drittmittelverbundprojekts „Machbarkeitsstudie: Lausitzer Bergbaufolgelandschaften als UNESCO-Welterbe“ statt und zeigen die Notwendigkeit einer minderheitensensiblen Historisierung der Lausitzer Tagebaulandschaft. Denn die industrielle Vergangenheit der Region ist untrennbar mit der Geschichte der sorbischen Minderheit verwoben. Beide bedingen sich gegenseitig, so Hagemann; durch ihre gegensätzliche Konstruktion in den Gegensatzpaaren Tradition/Vergangenheit versus Fortschritt/Zukunft habe sich aber eine kaum haltbare Dichotomie ergeben. Das Sowohl-als-auch, die Gleichzeitigkeit und Gleichwertigkeit verschiedener Identitäten anzuerkennen, scheint die große Herausforderung im Welterbe-Prozess zu sein.

DANNY KÖNNICKE (Museumsverband Sachsen-Anhalt) widmete sich dem Umgang mit der Geschichte des Braunkohlentagebaus aus einer vermittlungspraktischen Perspektive und reflektierte dabei die Rolle und Aufgabe moderner (Bergbau-)Museen vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftspolitischer Diskurse. Zum ersten Mal sei der Strukturwandel nämlich nicht mit technischem Fortschritt verbunden, sondern werde von tiefgehenden gesellschaftlichen Veränderungen begleitet, die eingeordnet und erklärt werden müssten. Das beinhalte den Klimawandel genauso wie etwa sozialen Abstieg oder Heimatverlust. Könnicke plädierte dafür, die vielen unterschiedlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Braunkohlentagebau zusammenzubringen und miteinander zu verbinden. Er zeichnete das Bild eines multiperspektivischen modernen Braunkohlemuseums als Ort des Dialogs und Diskurses, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpft werden. Die an den Vortrag anschließende rege Diskussion zeigte deutlich die große Relevanz der Frage nach adäquaten Formen der Vermittlung von Bergbaugeschichte und Industriekultur.

Im Abendvortrag widmete sich HELEN WAGNER (Erlangen-Nürnberg) dem Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft im Ruhrgebiet. Dabei verband sie die in den 1970er-Jahren einsetzenden Debatten um Stellenwert und Zukunft der Geschichtswissenschaft mit den politisierten Kämpfen um den Erhalt von Industriedenkmälern und betonte die wichtige Funktion von Industriemuseen gemäß ihrem Selbstverständnis als öffentliche Orte der „Verständigung über die Zukunft“. Wie gezielt gerade im Ruhrgebiet die industrielle Vergangenheit mit Zukunftsdiskursen verknüpft wurde, zeigte Wagner am Beispiel des Zukunftsprogramms IBA Emscher Park: Die Geschichte wurde in diesem Zusammenhang gezielt verklärt und identitätsstiftend für die Produktion eines positiven Selbstbilds und letztlich als Ressource zur Vermarktung genutzt. Den symbolischen Bezugspunkt dieses neuen Narrativs stellt die Zeche Zollverein dar. Diese Funktionalisierung von Geschichte für die Vermarktung des Raums führte zu einer Überhöhung der Montangeschichte und, so Wagner, zu einer Verengung auf bestimmte narrative Kerne. So müssten die Fragen gestellt werden, wen die Industriekultur des Ruhrgebiets in Vergangenheit und Zukunft ein- beziehungsweise ausschließe und wem sie Anknüpfungspunkte biete. Durch die narrative Glättung der Identität der „Kumpel“, mit der auch eine Entpolitisierung einherging, könne diese letztlich beliebig interpretiert und instrumentalisiert werden. Die geschichts- und identitätspolitischen Maßnahmen der IBA Emscher Park seien zwar mit Blick auf den Bedeutungsgewinn des Ruhrgebiets als Raumeinheit erfolgreich gewesen, haben aber eine Mythologisierung der Region zur Folge gehabt, mit deren durchaus problematischen Folgen man heute umgehen müsse.

Den Auftakt zum zweiten Workshoptag machten SUSANNE FRIEDERICH (Halle an der Saale) und ELISABETH RÜBER-SCHÜTTE (Halle an der Saale) mit einem virtuellen Rundgang durch das Geiseltal und seine Geschichte. Die Referentinnen präsentierten erste Forschungsergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM) geförderten Projekt „Erfassung Braunkohle-Industriekultur“, das zwischen Baudenkmalpflege und Industriearchäologie angesiedelt ist und sich aktuell in der Phase der Datenaufnahme befindet. Das kleine, aber produktionsstarke Revier im Geiseltal war Schauplatz technischer und archäologischer Innovationen, von Wissenstransfer und gesellschaftlichen Entwicklungen. So kam hier etwa die erste Steigerin im Braunkohlenbergbau zum Einsatz. Während im Geiseltalmuseum zahlreiche gut erhaltene archäologische Funde bewahrt werden, sind von den großen bergbautechnischen Anlagen oftmals keine Baudenkmäler mehr erhalten; Fotografien belegen innovative Großprojekte wie die erste eingesetzte Förderanlage im Tagebau Mücheln. Friederich und Rüber-Schütte stellten die Bedeutung der Braunkohle für die Wissenschaft in den Vordergrund; die Pflege industrieller Traditionen sei im mitteldeutschen Raum zwar durchaus vorhanden, stelle sich aber heterogener dar als etwa im Ruhrgebiet.

JAN KELLERSHOHN (Halle an der Saale) befasste sich anschließend mit dem Wünschelrutengehen, das seit den 1920er-Jahren im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau praktiziert wurde und ein neues Verhältnis von Erde und Körper symbolisierte. Die Praktik war im Rahmen einer Hinwendung zur „Geologie der Heimat“ aus Deutsch-Südwestafrika übernommen und in der Zwischenkriegszeit verwissenschaftlicht worden. Dies war Teil einer Hinwendung zum lokalen Boden, die eine explizite Fortsetzung des Kolonialismus darstellte. Das Geiseltal, zeitgenössisch aufgrund seiner Mächtigkeiten und hohen Produktivität als Revier der Superlative wahrgenommen, hatte vor diesem Hintergrund eine imperiale Dimension: Es wurde als „Schlüssel zur Welt“ interpretiert. Kellershohn zeichnete die Entstehung einer eigenen Wissenskultur nach, die sich durch die Hinwendung zur Heimat und die Emphase des Körpers auszeichnete, und dabei politisch im Sinne einer nationalistisch-völkischen Ideologie instrumentalisiert wurde.

Um Erinnerungs- und Erfahrungsgeschichte ging es im Vortrag von VALESKA FLOR (Bonn). Sie setzte sich aus kulturanthropologischer Perspektive mit Umsiedlungen im Rheinischen Revier auseinander, die in der Regel nicht nur räumliche Transformationen, sondern auch emotionale Prozesse darstellen. Als zentrale Bestandteile dieser Prozesse und Analysekategorien für die eigene Forschung machte Flor Erzählungen, Praktiken und Dinge aus. Zugleich identifizierte sie das Rheinische Revier als zentralen Ort für Visualisierungen von (gesellschaftlichen) Transformationen, werden hier doch lokal-globale Gerechtigkeitsfragen sowie Zukunftsszenarien verhandelt, die sowohl den Klimawandel als auch die Umsiedlungen betreffen. Dabei verlaufen die Bruchlinien und Konfliktpotentiale nicht immer eindeutig zwischen den verschiedenen Akteur:innen, sondern sind sehr fluide und können auch innerhalb der einzelnen Gruppen und themenbezogen auftreten. Die Ausführungen zeigten, wie und in welchem Ausmaß alltagspraktische Fragen und globale Zukunftsdiskurse in den lokalen Konflikten um Umsiedlungen in (ehemaligen) Bergbaurevieren aufeinanderprallen.

Auch KATHARINA SCHUCHARDT (Dresden) wählte für ihren Blick auf die polnische Seite der Lausitz einen kulturanthropologischen Zugang. Sie beschrieb die Lausitz als Transnations-Region, in der Menschen sich „ver-rückt“ fühlen, und zeigte den Umgang der Bewohner:innen von Bad Oppelsdorf/Opolno mit ihrer „verwischten“ Identität im Schatten des Braunkohlentagebaus Turów. Der näherrückende Tagebau hatte in den 1960er-Jahren zum Absinken des Grundwasserspiegels und damit zum Niedergang des Kurorts geführt, dessen Einwohner:innen Schuchardt als seither im Gefühl der Handlungsohnmacht erstarrt charakterisierte. Inzwischen gibt es in Opolno Initiativen der Vergangenheitsvermittlung, die sich mit Kulturfestivals und Workshops der eigenen Geschichte annähern und diese gewissermaßen wiederherstellen. Eine Erinnerungskultur an die Braunkohle stehe in Polen allerdings noch aus.

Im letzten Vortrag berichtete MAIK NETZBAND (DOKMitt e.V.) von der Arbeit am Dokumentationszentrum IndustrieKulturlandschaft Mitteldeutschland. Ziel sei es zu verhindern, dass sich die Fehler des letzten Strukturwandels wiederholen, bei dem etwa durch den Abriss von Gebäuden und die Zerstörung von historischen Dokumenten zahlreiche Erinnerungen verloren gegangen sind. Der Umgang mit der industriellen Vergangenheit des Mitteldeutschen Reviers umfasst den Erhalt der Industriekulturlandschaft ebenso wie die Auseinandersetzung mit den Biografien und Erfahrungen der vom Strukturwandel betroffenen Menschen oder, aktiv gewendet, dessen Akteuren. Netzband betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Generationendialogs, der in Zukunft durch die Einbeziehung von Kindern und Enkeln der Zeitzeug:innen weiter vorangetrieben werden soll.

Wie im Laufe des Workshops mehrfach angeklungen, zeigte sich hier abschließend noch einmal, dass gerade bei der Vermittlung von Industriegeschichte und -kultur ein sensibler Umgang mit Erinnerungen und Erfahrungen notwendig ist. In der abschließenden Diskussion wurde in diesem Zusammenhang betont, dass das auch die kritische Auseinandersetzung mit erinnerungspolitischen Maßnahmen im Sinne der Identitätsproduktion einschließe. Akteure und Konfliktlinien seien oft vielschichtiger als erwartet und müssten multiperspektivisch in den Blick genommen worden. Genau dies ermöglichte der interdisziplinäre Ansatz des Workshops, der veranschaulichte, wie eng in der Geschichte des Braunkohlebergbaus verschiedene Dimensionen und Kategorien – allen voran und ganz zentral Raum und Zeit – miteinander verknüpft sind. Eben dies muss bei seiner Historisierung berücksichtigt werden, damit die noch leeren Flächen in der deutschen Erinnerungslandschaft in allen Facetten ausgefüllt werden können.

Konferenzübersich:

Jan Kellershohn (Halle an der Saale): Begrüßung und Einführung

Panel I: Montanreviere als Raumkonfigurationen
Moderation: Maik Netzband (DOKMitt e.V.)

Felicitas Kahle (Thurnau): Potentiale des Raums – raumtheoretische Überlegungen zu Bergbaugebieten in transregionaler Perspektive [digital]

Martin Baumert (Bochum): „Eine Synthese aus Natur und Technik“? Braunkohlenbergbau und Rekultivierungsforschung in der DDR 1949 bis 1972

Panel II: Die Geschichte des Braunkohlenbergbaus zwischen Umwelt-, Demokratie- und Wirtschaftsgeschichte
Moderation: Martin Baumert (Bochum)

Christian Möller (Düsseldorf): „Landschaft in Not“. Braunkohlenbergbau, Umweltfolgen und demokratischer Wandel im Rheinischen Revier [digital]

Benedikt Ertl (Thurnau): Auf Braunkohle gebaut. Die Bedeutung des Wackersdorfer Tagebergbaus für Bayerns Energiepolitik in den ersten Nachkriegsjahren [digital]

Panel III: Geschichtslandschaften der Braunkohle
Moderation: Katharina Schuchardt (Dresden)

Jenny Hagemann (Cottbus): Von der Industrie zur Industriekultur und zum kulturellen Erbe: der Lausitzer Tagebau und seine Folgelandschaften

Danny Könnicke (Museumsverband Sachsen-Anhalt): Braunkohle und Strukturwandel. Aufgaben eines Museums

Abendvortrag
Moderation: Martin Baumert (Bochum)

Helen Wagner (Erlangen-Nürnberg): Die Zeit der Industriekultur. Vergangenheit als Zukunft im Ruhrgebiet (digital)

Panel IV: Schwerindustrie als Wissensgenerator
Moderation: Danny Könnicke (Museumsverband Sachsen-Anhalt)

Susanne Friederich (Halle an der Saale) / Elisabeth Rüber-Schütte (Halle an der Saale): Das Geiseltal – 45 Millionen Jahre Braunkohlegeschichte

Jan Kellershohn (Halle an der Saale): Von Urpferdchen und Wünschelruten. Der mitteldeutsche Braunkohlenbergbau und das Wissen von der Erde (1920er-1940er-Jahre)

Panel V: Die Erinnerungs- und Erfahrungsgeschichte der Braunkohle
Moderation: Martin Baumert (Bochum)

Valeska Flor (Bonn): Abgetragene Erinnerungen und Erfahrungen. Die Aushandlung von Vergangenheit, Gegenwart und antizipierter Zukunft in tagebaubedingten Umsiedlungsmaßnahmen [digital]

Katharina Schuchardt (Dresden): „Aber ändern sich die Menschen, ändert sich auch die Umgebung.“ Kulturanthropologische Perspektiven auf die Lausitz

Maik Netzband (DOKMitt e.V.): Die Menschen des Mitteldeutschen Reviers als Akteure des Strukturwandels